Presse

Vom ungeehrten Radfahrer bis zum gestrickten Gänseküken

Verkaufsoffen – das elfte Grünkohlfest 2012

Bad Oldesloe
Rund 800 Portionen gingen weg beim diesjährigen Grünkohlfest. Bei einem Preis von 4,50 € für Kartoffeln und Kohl und je 1,5€ für Kohlwurst, Kassler und Schweinebauch hatte jeder die Wahl – von vegetarisch bis zum kompletten Programm.

Das Ambiente war gemütlich-rustikal: Senf in großen Töpfen, auf rot-weiß- karierten Tischtüchern über langen Biertischen nebst Tischdeko aus frischen Grünkohlblättern und Herbstblüten im leuchtend weißen Zelt. Rainer Hinz bewertete das Geschehen als „entspannt“. Dass die Rekordzahl des Vorjahres von rund 1000 Portionen nicht wieder erzielt werden konnte, erklärte sich für ihn fast von selbst: „Letztes Jahr hatten wir eben das Jubiläum. Außerdem war das Wetter heute so gut. Sonne um 10 Uhr früh, da fahren die Leute ans Meer. Das ist eben so in Oldesloe.“ Nachmittags war es dann eher bedeckt. Gute Musik von den „Jolly Jazz Fools“ aus Bad Bramstedt trug zur entspannten Stimmung bei. Die Grünkohlwäscherin, die nebenher frische Kartoffeln und kiloweise frischen Kohl verkaufte, hatte zeitweise Unterstützung von waschfreudigen Kindern. Einige Grünkohlpflanzen in Blumentöpfen zeigten denjenigen, die den grünen Kohl eigentlich nur als Tiefkühlware kennen, wie das kulinarisch beliebte Gewächs „in echt“ aussieht. Das Grünkohlfest war verbunden mit einem weiteren verkaufsoffenen Sonntag. Die meisten Geschäfte hatten geöffnet. Drei Fassaden sind derzeit in der Oldesloer Innenstadt verhüllt, weil die Fassaden dahinter bald in neuem Glanz erstrahlen sollen. Das am Marktplatz ansässige Schuhgeschäft war bereits in renovierte Räumlichkeiten umgezogen. Die Fassade ließ in diesem Bereich erahnen, wie attraktiv das umgestaltete Geschäftshaus demnächst aussehen wird. Ein Zeichen der Hoffnung angesichts immer neuer Ladenschließungen. Die Musik machte Pause, als Bürgermeister Tassilo von Bary von der Rathaustreppe aus die Preisträger des … bekannt gab. Der vermeintliche Sieger in der Einzelwertung, Johannes Skroblin, war zwar ebenso wie etliche Schüler und der Klassenlehrer der ebenfalls siegreichen 10b, Kay Bernhard, vor Ort. Die Urkunde aber wollte er nicht haben, war er doch gar nicht die darauf angegebenen 2 092 Kilometer geradelt. Ein Übertragungsfehler, meinte der Bürgermeister. „Schade, sonst wärest du der Zweitbeste in der Bundesrepublik Deutschland gewesen.“ Der echte Gesamtsieger heißt Heiko Püschel vom Team der Stormarner Werkstätten mit 1 147 Kilometern und 165,2 Kilogramm CO2- Vermeidung. Bei Wollywood fanden drei Aufführungen des Puppentheaters „Zaunkönig“ statt. Das Besondere: Alle Puppen hatte die aus Schwaben stammende Puppenspielerin Gertraud Häfner aus Wolle selbst gemacht. So ließ sie den jungen Ganterich, der bei der Brautschau die Gänseprinzessin eroberte, dann auch herrlich schwäbeln. Die kleinen Zuschauer waren ganz Auge und Ohr, auch wenn sie nicht alles verstanden haben dürften, wenn der Minivorhang sich wieder einmal öffnete und es etwa hieß „Dritter Gakt, erste Szene“.
Trotz fehlenden Kinderkarusells war die Innenstadt recht gut besucht. Zwei Kinder hatten sich als Verkäufer auf einer Decke nieder gelassen. An verschiedenen Ständen gab es mal Herzhaftes, mal Süßes zu essen. Herbstliche Grabgestecke wurden verkauft. Ein Glücksrad drehte sich. Gegen 15.30 packten die Musiker ihre Instrumente wieder ein und um 18 Uhr endete offiziell das Oldesloer Grünkohlfest 2012 rund ums große, weiße Zelt inmitten einer sonntäglich einkaufsfreien Stadt.