Presse

10.02.2011 Ostseezeitung und Lübecker Nachrichten

Theater Zaunkönig nistet nun in Selmsdorf
Die Lübecker Figurentheaterspielerin Gertraud Häfner ist nach Mecklenburg gezogen – und
will hier auch auftreten.

Selmsdorf - Sie war 19 Jahre lang Puppenspielerin am legendären Lübecker Marionettentheater. Dann, am 24. Februar 2007, gründete sie das Theater Zaunkönig. Nun hat es sein „Nest“ in Selmsdorf eingerichtet – in der „Straße der Freiheit“. Die Adresse passt zu Gertraud Häfner. „Ich hoffe, dass die Zuschauer durch mein Spiel ihre eigene Kreativität wiederfinden“, sagt die Puppenspielerin. 1957 erblickte sie in Stuttgart das Licht der Welt. Sie wuchs mit viel Lesen, Vorlesen, Erzählen und Musik auf – und spielte ausgiebig mit Puppen. Als sie 18 Jahre alt war, baute sie ihre erste Marionette. Nach dem Abitur lernte sie einen „richtigen“ Beruf, der Sicherheit zu versprechen schien“, erzählt Gertraud Häfner heute. Sie schmunzelt. Ihre kleinen Augen scheinen zu leuchten. Wie so oft in diesem Gespräch.
Gertraud Häfner arbeitete von 1976 bis 1986 als Heilpädagogin. Doch dann ließ sie zu, das zu sein, was sie wollte und konnte: Puppenspielerin. Zuerst absolvierte sie das Figurentheaterkolleg in Bochum. Dann, 1988, kam sie ans Lübecker Figurentheater Fritz Fey. Dort lernte sie ihren Mann Lars Hilpert kennen. „Wir waren Kollegen“, erzählt Gertraud Häfner. An ihrem 50. Geburtstag machte sie sich als Theater Zaunkönig selbständig. „Das zweite halbe Jahrhundert als Zaunkönig“, sagt sie heute und lächelt. Ist sie froh, Puppenspielerin geworden zu sein? „Ja!“, antwortet sie mit Leidenschaft, „aber es war ein Wagnis“.
Zehn Stücke mit unterschiedlicher Länge hat Gertraud Häfner mittlerweile im Repertoire. Sie tragen Titel wie „Frau Holle“, „Himmel und Erde, eine Art Weihnachtsstück“, „Irisches Dreikönig-Singspiel“, „Die weiße Fledermaus“ und „Mähria durch einen Dornwald ging“. Wo tritt sie auf? „Oft auf Privatfeiern, in Kindergärten, Schulen, Kirchengemeinden, Altenheimen, auf Festen“, antwortet Gertraud Häfner. Sie schätzte Mecklenburg bereits, bevor sie und ihr Mann nach Selmsdorf zogen. „Wir haben hier öfter Wanderungen unternommen und die Gegend sehr lieb gewonnen“, erzählt die Puppenspielerin.

Wie kam sie auf den Namen ihres Theaters? Sie mag „dieses Vögelchen mit der überraschend lauten Stimme sehr gern.“ Das Theater solle wie sein Wappentier klein und wendig sein und sich den jeweiligen Räumlichkeiten der Gastgeber und den Anlässen entsprechend anpassen, also bei Bedarf auch im Wohnzimmer Platz finden.
Für jedes Stück überlege sie neu, wie die Figuren und die Bühne dafür beschaffen sein sollen. Das betreffe sowohl Aussehen und Material der Figuren als auch die Spielweise. Was motiviert sie in ihrer Arbeit? „Wenn ich sehe: Es hat bei den Menschen, den Zuschauern eine gute Wirkung – wenn ihre Gesichter weicher, offener, fröhlicher werden“, antwortet Gertraud Häfner. Toll sei es, wenn die Zuschauer das, was sie bei ihr gesehen und gehört haben, nachspielen und etwas Eigenes daraus entwickeln. „Ich finde es ungemein wichtig, dass Kinder ihrer Fantasie und ihrem Spieltrieb nachgehen können“, betont die Puppenspielerin aus Selmsdorf. Sie mag Kinder sehr und sagt: „Sie haben ein Gefühl für die Ewigkeit.“
Sie würde auch in ihrer neuen Heimat Mecklenburg fürs Publikum auftreten, sagt Gertraud Häfner. Sie übernehme gerne Aufträge. Selmsdorf würde sie sogar eine Vorstellung schenken.


Bildunterschrift
Gertraud Häfner führt ihr Stück „Mähria durch einen Dornwald ging“ auf.